Innendämmung

Innendämmungen werden meistens dort eingesetzt, wo die Fassade aus denkmalpflegerischen oder ästhetischen Gründen erhalten werden soll. Neben denkmalpflegerischen Aspekten kann eine Innendämmung auch sinnvoll sein, wenn nur Teilbereiche eines Gebäudes (z.B. einzelne Wohnungen) nachträglich gedämmt werden sollen. Die Dämmung einer Wand von innen stellt aus bauphysikalischen Gründen (Taupunktproblematik) häufig eine große Herausforderung dar. Eine detaillierte und fachliche Planung durch einen Bauphysiker/ Fachplaner ist daher Voraussetzung für die Installation einer Innendämmung.

 

Praxisbeispiel Bestand:

  • 30 mm Kalkaußenputz
  • 140 mm Strohlehm auf Weidengeflecht
  • U-Wert ohne Schilfdämmplatte: 1,74 W/(m²K)

Allgemeine Anforderungen:

  • GEG: keine Anforderungen an nachträgliche Innendämmung
  • DIN 4108: Rges. ≥ 1,20 (m²K)/W                 

Anforderungen ohne rechnerischen Tauwassernachweis:

  • DIN 4108 : Ri ≤ 1,0 m² K/W ; 0,5 m ≤ sd,i
  • WTA: Ri ≤ 0,8 m² K/W ; 0,5 m ≤ sd,i ≤ 2,0 m

 

Praxisbeispiel Innendämmung:

  • ca. 30 mm Lehmputz
  • 60 mm Hiss-Reet Schilfrohrplatte
  • 15 mm Lehmunterputz
  • 5 mm Lehmfeinputz
  • U-Wert mit Schilfdämmplatte: 0,56 W/(m²K)*

* Die Kriterien der Nachweisfreiheit (WTA und DIN 4108) können nicht eingehalten werden. Die Verfahren zur Berechnung der Tauwassermenge ergeben einen Tauwasseranfall, berücksichtigen aber nicht die hygroskopischen Eigenschaften des Lehms. Der beschriebene Wandaufbau hat sich bewährt und kann ggfs. durch feuchtetechn. Simulation (WUFI o.ä.) nachgewiesen werden.

Besondere Verarbeitungshinweise und Tipps für die Verwendung von Dämmplatten aus Schilf für die Innendämmung eines Fachwerkhaus.

  1. Prüfung des bestehenden Fachwerks:
    Die zu dämmende Wand muss trocken und schimmelfrei sein. Ein Feuchte- oder Salztransport innerhalb der Wand ist auszuschließen. Zudem muss geprüft werden, ob durch die Fugen zwischen Gefach und Balken keine Schlagregen bedingte Feuchtigkeit eindringen kann. Die WTA empfiehlt für Fachwerke mit Beanspruchungsgruppe 2 und 3 einen konstruktiven Regenschutz der Fassade.
     
  2. Die Erstellung einer Innendämmung mit Schilfdämmplatten bei einem Fachwerkhaus sollte grundsätzlich diffusionsoffen ausgeführt werden, d.h. alle sperrenden Schichten wie z.B. Zementputz oder bitumenhaltige Anstriche sollten von der Außenwand entfernt werden.
     
  3. Dort, wo Schilfdämmplatten Kontakt zum Boden bzw. einer Bodenplatte oder einem Sockel haben, müssen sie vor aufsteigender Feuchtigkeit geschützt werden (z.B. durch Bitumenpappe).
     
  4. Die vorhandene Außenwand wird vollflächig mit einem Lehmputz überzogen, bis der Untergrund eine ebene Fläche bildet. Für einen besseren Verbund können 1 cm starke Schilfrohrgewebe in Streifen geschnitten und mit Hilfe eines Tackers auf den Balken des Fachwerks befestigt werden. Die Schicht des Lehmputzes sollten max. 3 cm stark sein. Die Lehmschicht dient nicht nur als ebener Untergrund für die Schilfrohrdämmung, sondern auch zum Transport von Feuchtigkeit und sollte deshalb sorgfältig ausgeführt werden. Sind zum Ausgleich Putzstärken von über 3 cm nötig, so muss die erste Lage abgetrocknet sein, bevor eine zweite Lage Lehmputz und die Schilfdämmplatte aufgebracht werden. Die Dämmplatte aus Schilf wird vollflächig in den Lehmputz eingedrückt und somit an die bestehende Außenwand „geklebt”. Alternativ kann der Lehmputz auch mit einer groben Zahnkelle auf die Rückseite der Dämmplatte aufgezogen und dann angeklebt werden. Danach soll die Schilfplatte angeklopft und befestigt werden. Die Befestigung erfolgt mit langen Holzschrauben und Dämmtelleraufsätzen im Balkenwerk und mit Dämmtellerdübeln im Bereich der Ausfachungen. Fünf Befestigungspunkte je m² sind ausreichend.
     
  5. Empfehlung: Die Dämmung aus Schilf sollte so angebracht werden, dass die Halme waagerecht liegen, dies erleichtert später das Verputzen. Es sollte darauf geachtet werden, dass keine Kreuzfugen entstehen. Besonderes Augenmerk ist darauf zu legen, dass zwischen Dämmplatte und Lehmputz keine Hohlräume auftreten. Andernfalls besteht die Gefahr, dass warme Raumluft zwischen Außenwand und Dämmung strömt, sich abkühlt und Tauwasserausfall entsteht. Die Innendämmung aus Schilf kann sofort mit einem Lehmputz verputzt werden. dabei muss in den Putz vollflächig ein Jutegewebe eingearbeitet werden, um mögliche Rissbildung zu verhindern.
     
  6. Fensterlaibungen: Um den Anforderungen des GEG nach Luftdichtigkeit und Verminderung von Wärmebrücken gerecht zu werden, ist besondere Sorgfalt auf die Ausführung der Fensterlaibung zu legen. Die Dämmplatten sollten im Bereich der Fenster möglichst bis an den Rahmen geführt werden (siehe Wandaufbau)
     
  7. Wandheizung: Bei der zusätzlichen Installation eines Wandheizungssystems können die Heizungsrohre bzw. Heizschlangen einfach mit Kabelbindern an den Laufdrähten der Schilfplatten befestigt werden. Ein waagerechter Leitungskanal, in dem Zu- und Ableitung laufen, kann im Bereich des Fußpunktes der Wand installiert werden.
     
  8. Elektroinstallationen: Elektrokabel können bereits direkt in den Lehmputz zwischen Dämmschicht und Außenwand verlegt werden. Ähnlich wie bei dem Wandheizungssystem können die Leitungen in einem Kabelkanal im Wandfußbereich geführt werden. Es ist auch möglich, die Kabel auf den Dämmplatten unter den Drähten entlanggeführt werden. Dies kann jedoch zur Folge haben, dass später eine stärkere Putzschicht aufgetragen werden muss. Unterputzdosen können mit Hilfe von Lochsägen und Gipsputz installiert werden.
     
  9. Befestigungen: Leichte Gegenstände wie z.B. Bilder können durch die Dämmplatten hindurch mit langen Holzschrauben im Balkenwerk befestigt werden. Die Befestigung von schweren Gegenständen wie z.B. Hängeschränken sollte jedoch vorher eingeplant werden. Eine Holzbohle in der stärke von Dämmplatte und Lehmputz wird vor dem Auftrag des Unterputzes am Balkenwerk befestigt. Die Dämmplatten werden entsprechend ausgespart. Die Installation der Schränke erfolgt dann an der Holzbohle.

Alternativ Wandaufbau 1: Innendämmung Fachwerk mit 60 mm Schilfdämmplatte und Leichtlehm auf Montagelattung

Der Feuchtetransport durch Bauteile findet mittels Dampftransport (Diffusion und Konvektion) oder Flüssigtransport (Kapillarität) statt. Bei der Dampfdiffusion „wandert” aufgrund des Druckausgleichs die Luft mit höherem Dampfdruck (warme, feuchte Luft) zu der Luft mit niedrigerem Dampfdruck (kalte, trockene Luft). In einem Gebäude diffundiert aufgrund des Dampfdruckgefälles die vorhandene warme, feuchte Innenluft durch Bauteile (z.B. Außenwände oder das Dach) hindurch. Die Diffusion findet quasi ständig statt. Bei der Diffusion kühlt sich die Luft innerhalb des Bauteils ab, im ungünstigsten Fall kann es so zu Tauwasserausfall innerhalb des Bauteils kommen. Durch eine Innendämmung rückt der Taupunkt (der Punkt an dem Wasserdampf kondensiert) einer Wandkonstruktion weiter nach Innen, wodurch die Gefahr von auftretendem Tauwasser innerhalb der Wand steigt. Die Möglichkeit, dieses durch den Einbau von Dampfsperren oder –bremsen zu verhindern, scheidet im Altbau aus, weil es fast unmöglich ist, alle Anschlüsse luftdicht auszuführen. Es besteht die Gefahr dass es durch Undichtigkeiten in der Dampfsperre zu Feuchtekonvektion und damit zu erhöhtem Tauwasseranfall kommen kann. Besonders problematisch ist, dass durch die Konvektion ein Vielfaches an Tauwassermengen verglichen mit der Diffusion innerhalb eines Bauteils ausfallen kann. Daher wird bei bestehenden diffusionsoffenen Wandkonstruktionen von einer Innendämmung mit Dampfsperre abgeraten. Die Kapillarität bestimmt einerseits, in welcher Zeit ein Bauteil bei direkter Berührung mit Feuchtigkeit (Schlagregen, Spritzwasser, Bodenfeuchte, Kondenswasser) welche Menge an Wasser aufnimmt. Andererseits bestimmt die Kapillarität die Austrocknungsgeschwindigkeit von Bauteilen, in denen durch Diffusion transportierter Wasserdampf zu Wasser auskondensiert ist. Die nach der DIN 4108 errechnete Tauwassermenge überschreitet zum Teil die zulässige Menge. Deshalb wird oft von einer Innendämmung abgeraten. Wir empfehlen einen diffusionsoffenen Wandaufbau sowie die Verwendung von hygroskopischen Materialien (Lehm) bei der Montage einer Innendämmung. Diese Materialien sind in der Lage, anfallendes Tauwasser aufzunehmen und aufgrund ihrer Kapillarität auch wieder an die Raumluft abzugeben, ohne dass Bauschäden (beispielsweise Schimmelpilze) entstehen. Die Kombination von Lehm und Schilfrohr hat sich über viele Hundert Jahre als funktionierende Kombination bewiesen. Durch seinen hohen Silikatgehalt nimmt Schilfrohr kaum Feuchtigkeit auf, die Dämmwirkung bleibt dauerhaft erhalten. Lehm ist durch seine hohe Hygroskopizität und seine gute Kapillarleitfähigkeit in der Lage die eventuell anfallende Feuchtigkeit aufzunehmen und abzutransportieren. Dadurch wirkt er auf die Innendämmung aus Schilfplatten konservierend und schützt sie vor Schäden. Gleichzeitig beeinflusst der Lehm die Raumluft positiv, indem er die raumluftfeuchte konstant hält und Schadstoffe wie z.B. Nikotin oder Formaldehyd absorbiert. Die Schilfdämmung hat noch einen weiteren Vorteil, sie dient als Putzträger für den Lehm. Im folgenden geben wir Ausführungsbeispiele für innen- und außengedämmte Wände, die dem Stand der Technik entsprechen und sich bewährt haben.

Wandaufbau 1: Fachwerkwand mit 60 mm Schilfdämmplatte als Innendämmung eingepresst in Lehm

Bestand:
30 mm Kalkaußenputz, 140 mm Strohlehm auf Weidengeflecht
U-Wert ohne Schilfdämmplatte: 1,74 W/(m²K)

Allgemeine Anforderungen:
GEG: keine Anforderung bei nachträglicher Innendämmung
DIN 4108: Rges. ≥ 1,20 (m²K)/W

Anforderungen ohne rechnerischen Tauwassernachweis: DIN 4108: Ri ≤ 1,0 m²K/W; 0,5 m ≤ sd,i
WTA: Ri ≤ 0,8 m²K/W; 0,5 m ≤ sd,i ≤ 2,0 m

Dämmung innen:
60 mm Leichtlehmmischung (z.B. Holz- oder Hanfleichtlehm, ρ= 500 kg/m³ )
60 mm Schilfdämmplatte , 15 mm Lehmunterputz, 3 mm Lehmfeinputz


U-Wert : 0,48 W/(m²K)* * Die Kriterien der Nachweisfreiheit (WTA und DIN 4108) können nicht eingehalten werden. Die Verfahren zur Berechnung der Tauwassermenge ergeben einen Tauwasseranfall, berücksichtigen aber nicht die hygroskopischen Eigenschaften des Lehms. Der beschriebene Wandaufbau hat sich bewährt. Besondere Verarbeitungshinweise und Tipps für die Verwendung von Dämmplatten aus Schilf als verlorene Schalung und Dämmung

  1. wie oben
  2. wie oben
  3. wie oben
  4. Anschrauben einer vertikalen Montagelatte (40 × 60 mm) auf den Fachwerkbalken
  5. Befestigung eines Montagebretts auf der Montagelattung (24 × 160 mm).
  6. An dem Montagebrett sind mit Holzschrauben und Dämmtellern die Dämmplatten aus Schilf zu befestigen. Wenn später Schränke o.ä. an der Wand befestigt werden sollen, kann anstatt der Schilfdämmplatte eine Holzbohle oder ein Brett in Stärke der Schilfdämmung angeschraubt werden.
  7. Vollflächiges Hinterfüllen der Schilfdämmplatten mit Leichtlehmmischung
  8. Verputzen der Schilfdämmplatte mit Lehmunterputz. In den Lehm ist vollflächig ein Jutegewebe einzulegen.
  9. Wandheizung, Laibung, Elektroinstallation, Befestigung siehe Wandaufbau 1 mit Innendämmung eingepresst in Lehm.

Wandaufbau 2: Mauerwerk mit 60 mm Schilfdämmplatte als Innendämmung eingepresst in Lehm

Bestand:
20 mm Kalkaußenputz, Ziegelmauer 24 cm (ρ= ca. 1600 kg/m³)
U-Wert ohne Schilfdämmplatte: 1,83 W/(m²K)

Allgemeine Anforderungen:
GEG: keine Anforderung bei nachträglichem Einbau einer Dämmschicht
DIN 4108: Rges. ≥ 1,20 (m²K)/W

Anforderungen ohne Tauwassernachweis:
DIN 4108: Ri ≤ 1,00 (m²K)/W und sd,i ≤ 0,5m

Dämmung innen:
Ca. 30 mm Lehmputz, 60 mm Hiss-Reet Schilfdämmplatte, 15 mm Lehmunterputz, 3 mm Lehmfeinputz
U-Wert mit Schilfdämmplatte: 0,64 W/(m²K)

Besondere Verarbeitungshinweise und Tipps für die Verwendung Schilfdämmstoff als Innendämmung bei Massivmauerwerk: Für die Verarbeitung von Schilfplatten als Innendämmung bei Massivmauerwerk empfehlen wir die gleiche Vorgehensweise wie bei der Installation einer Innendämmung für Fachwerk. Für die Befestigung der Platten empfehlen wir jedoch ausschließlich Dämmtellerdübel.

Alternativ Wandaufbau 2: Mauerwerksinnendämmung mit 60 mm Schilfdämmplatte und Leichtlehm auf Montagelattung

Bestand:
20 mm Kalkaußenputz, Ziegelmauer 24 cm (ρ= ca. 1600 kg/m³)
U-Wert ohne Schilfdämmplatte: 1,83 W/(m²K)

Allgemeine Anforderungen:
GEG: keine Anforderungen bei nachträglichem Einbau einer Dämmschicht
DIN 4108: Rges. ≥ 1,20 (m²K)/W                                                                                                                                                                                                                          Anforderungen ohne Tauwassernachweis: DIN 4108: Ri ≤ 1,00 (m²K)/W und sd,i ≤ 0,5 m

Dämmung innen:
60 mm Leichtlehmmischung (z.B. Holzleichtlehm, ρ=500 kg/m³ oder Hanfleichtlehm, ρ=500 kg/m³)
60 mm Schilfdämmplatte, 15 mm Lehmunterputz, 3 mm Lehmfeinputz
U-Wert : 0,50 W/m²K

Besondere Verarbeitungshinweise und Tipps für die Verwendung von Schilfrohrplatten als verlorene Schalung und Dämmung:

  1. Siehe Wandaufbau 1.
  2. Siehe Wandaufbau 1.
  3. Siehe Wandaufbau 1.
  4. Installation einer vertikalen Montagelatte (40 × 60 mm) mit Hilfe von Schrauben und Dübeln am Mauerwerk, Abstand ca. 1,00 m.
  5. Verschrauben des Montagebretts mit der Montagelattung (24 × 160 mm)
  6. Die Schilfdämmplatten sind an dem Montagebrett mit Holzschrauben und Dämmtellern (Ersatzweise können auch Kronkorken oder ähnliches verwendet werden zu befestigen.
  7. Vollflächiges Hinterfüllen der Schilfdämmplatten mit Leichtlehmmischung
  8. Verputzen der Schilfdämmplatte mit Lehmunterputz. In den Lehm ist vollflächig ein Jutegewebe einzuarbeiten
  9. Wandheizung, Laibung, Elektroinstallation, Befestigung siehe Wandaufbau 1

Haftungsausschluss

Die aufgeführten Informationen beruhen auf den Berechnungen und Informationen von HISS REET Schilfrohrhandel GmbH und den Produkthinweisen des Herstellers. Die Inhalte sind auf wichtige Informationen reduziert. Der Autor übernimmt keinerlei Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen. Haftungsansprüche gegen den Autor, welche sich auf Schäden materieller oder ideeller Art beziehen, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen bzw. durch die Nutzung fehlerhafter und unvollständiger Informationen verursacht wurden, sind grundsätzlich ausgeschlossen, sofern seitens des Autors kein nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verschulden vorliegt. Die gelieferten Informationen ersetzen nicht die fachliche Beratung im Einzelfall durch einen Planer. Autoren: Dipl. Ing. Stefan Neumann
Dipl. Kfm. Philip Kullmann