Wildbienen mögen Insektenhotels mit Reet Wer in diesem Jahr selbst ein Zeichen zum Weltbienentag setzen möchte, kann sich mit Aktionen beteiligen (mehr Infos dazu unter www.bienenretter.de) oder – besser noch – selbst ein Insektenhotel als Nist-, Überlebens- und Überwinterungshilfe bauen. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt: Schon eine mit Löchern versehene Baumscheibe reicht aus, um Wildbienen eine Herberge zu bieten. Schöner sind jedoch Insektenhotels mit mehreren „Zimmern“, die mit verschiedenen Materialien gefüllt werden, um unterschiedlichen Arten Unterschlupf bieten zu können. Die kleinsten Wildbienen sind ja gerade mal 4mm groß, die längsten bis zu drei Zentimeter. Wer eine maßgerechte und trotzdem ästhetische Lösung für die Wohnbedürfnisse der einzelnen Wildbienenarten möchte, wählt am besten ein Material mit verschiedenen Durchmessern. Besonders praktisch: unbehandeltes Reet. „Die Nachfrage danach ist seit dem Medienhype zum Insektensterben im vergangenen Jahr sprunghaft angestiegen“, sagt Sven Bormann von Hiss Reet Schilfhandel GmbH, Bad Oldesloe. Das 1833 gegründete Traditionsunternehmen beliefert nicht nur Insektenhotelhersteller, sondern auch viele Gartenfreunde, die das leicht zu verarbeitende Naturmaterial für kreative „Insektenherbergen“ verwenden. Sie bauen lieber selbst, weil Fertighotels oft Elemente enthalten, die zwar auf den ersten Blick lustig aussehen, aber für die Insekten keinen Nutzwert bringen, wie etwa Tannenzapfen oder kleine Bauklötzchen. Naturfreunde achten auch darauf, dass sie nur chemisch unbehandeltes Reet wie es etwa Hiss anbietet, und nicht etwa Schilfmatten aus dem Baumarkt verwenden, die meist dünnes und brüchiges Schilf aus China enthalten, das in den Frachtcontainern begast wurde. Auf das Material kommt es an – so designen Sie ein Insektenhotel richtig Beim Bau von Insektenhotels, das findet auch der Naturschutzbund Deutschland, kommt es entscheidend auf das Material und die Verarbeitung an. Darauf sollten Sie achten:
- Natürliche Röhrchen wie etwa Reet sind tiergerecht. Glasröhrchen zum Beobachten der Brut können dagegen zur Todesfalle werden, weil die Wildbienenbrut darin verpilzt. Neben Schilf eignen sich auch gut Holunderstängel,
- Verwenden Sie nur abgelagertes Holz und setzen sie die Bohrungen für die Insekten nicht zu dicht. Sonst entstehen Risse – sie führen dazu, dass die Bienen die Herberge nicht annehmen. Gut geeignet ist entrindetes Hartholz, am besten Esche.
- Loch- und Hohlziegel sehen nur schön aus, helfen den Tieren aber nicht. Besiedelt werden dagegen Strangfalzziegel
- Die Nützlinge möchten glatte Bohrlöcher – Mehl durch Ausklopfen entfernen. Der Bohrlochdurchmesser sollte 3 bis 8mm betragen.
- Um die Insekten vor Vögeln zu schützen, empfiehlt sich ein Netz mit einer Maschenweite von drei mal drei Zentimetern, das im Abstand von 20 Zentimetern vor den Nisthilfen aufgespannt wird.
Ein Hingucker für die Sonnenseite des Gartens Insektenhotels wurden bereits im 19. Jahrhundert von erfinderischen Gärtnern gebaut und finden sich seit den neunziger Jahren immer häufiger in Parks, Schul- und Privatgärten. Sie sollten jahrelang ungestört am gleichen Standort verbleiben, auch im Winter. Dann bekommt das Reet eine natürliche Patina und auch die anderen Materialien fügen sich nahtlos optisch in die Natur ein. Entscheidend für die Attraktivität des Hotels ist aber nicht nur die Bauweise, sondern auch der Standort: Er sollte trocken und vor Regen geschützt sein, außerdem sonnig warm und am besten nach Süden ausgerichtet. Unter einem Carport ist zum Beispiel ein idealer Hotelstandort. Um Feuchte zu vermeiden, sollte das Bienenhotel nicht bodennah aufgestellt werden. Und eine freie „Flugbahn“ ist auch wichtig. Saisonstart für die Nützlinge aus dem Insektenhotel Wer jetzt ein Insektenhotel aufstellt, kann je nach Saison den Einzug der geflügelten Gäste beobachten: Der erste Gast ist meist die Rote Mauerbiene, die sich in den Öffnungen der Ziegelsteine sowie auch in den Bohrlöchern im Holz einnistet. Löcher-, Scheren- und Blattschneiderbienen ziehen gern in die angebohrten Holzklötze, während Keulhorn-, Masken- und Blattschneiderbienen Stängel bevorzugen. Ein Insektenhotel hilft nicht nur Wildbienen. Auch Hummeln, Schlupf- oder Grabwespen sowie Blumenwanzen, Ohrwürmer, Glühwürmchen und Schmetterlinge zieht es in die Reetröhren oder Bohrlöcher. Ein angenehmer Nebeneffekt für den Hobbygärtner: Diese Insekten und ihre Larven vertilgen täglich ein Vielfaches ihres Körpergewichts an Schädlingen. Selbst auf dem Balkon lässt es sich bienenfreundlich blühen Alle Gäste im Insektenhotel stellen allerdings auch ihre Ansprüche an die Umgebung der Herberge: Ohne einheimische Blütenpflanzen kommen sie ungern. Wer möchte, kann daher seinen Garten bienenfreundlich gestalten. In den Blumenbeeten gelten Schafgabe, Akelei, Lavendel, Lupine, Wilde Malve, Astern und ungefüllte Dahliensorten als ideale Tracht für die Hotelgäste. Und selbst auf einem Balkon lässt sich eine bienenattraktive Umgebung gestalten: mit Goldlack, Kapuzinerkresse, Verbene, Männertreu, Löwenmäulchen, Küchenkräutern wie Salbei, Rosmarin, Lavendel, Pfefferminze oder Thymian. Insektenhotels locken besonders fleißige Bienen Der Aufwand für ein naturgerechtes Insektenhotel macht sich bezahlt: Allein in Europa wird der Wert der Bestäubung der Kulturpflanzen durch Bienen auf 22 Milliarden Euro geschätzt. 84 % der für die Ernährung wichtigsten Arten werden durch Insekten bestäubt. Dabei kommt es gerade auf die Wildbienen an. Sie arbeiten nämlich Forschern vom Biozentrum der Universität Würzburg zufolge viel effektiver als die domestizierten Honigbienen: 100 Honigbienen und 50 Wildbienen bestäuben, so eine Studie, ein Feld erheblich besser als 150 Honigbienen. Daher ist das Aussterben der Wildinsekten so alarmierend. Und es führt zum „stummen Frühjahr“: Vogelarten, die während der Brutzeit überwiegend auf Insekten als Nahrung angewiesen sind, weisen im 25-Jahre-Trend mit etwa 20% die stärksten Bestandsrückgänge auf. Sieben Faktoren machen den Insekten nach Angaben des Umweltinstituts München am stärksten zu schaffen: Insektizide, der Chemikaliencocktail in der Umwelt, monotone Agrarlandschaften, der Flächenfraß, die Zerschneidung von Lebensräumen, der Klimawandel und die Luftverschmutzung.